Gastbeitrag von Lena Wingen | Ist Journalismus auf Instagram möglich? Instagram bietet einen bunten Mix an Nutzern. Neben privaten Nutzern, für die die Plattform ursprünglich geschaffen wurde, reihen sich Influencer, Marketer, Unternehmen, Coaches und Selbstständige aller Art. Es gibt nichts, dass es nicht gibt. Auch der Journalismus hat mittlerweile (zum Teil) verstanden, dass sie das soziale Netzwerk optimal für ihre Arbeit nutzen können. 

Lena Wingen – Pressearbeit für Selbstständige

Lena Wingen ist PR-Beraterin und Mentorin. Mit ihren Workshops, Seminaren und Mentorings unterstützt sie Unternehmen und Selbstständige dabei, durch die Power der PR langfristig sichtbarer zu werden und sich als Experte am Markt zu positionieren. Auf ihrem Blog schreibt sie über die Themen PR, Content Marketing und Social Media. In Ihrem Podcast MEDIAthek teilt sie interessante Gedanken rund um Public Relations, Medien und Online-Businesses. 

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[inlinetweet]Denn in Zeiten des Internets und der damit verbundenen freien Wahl der Ressourcen, ist kaum noch jemand bereit für Journalismus zu zahlen. – Lena Wingen #pressearbeit [/inlinetweet]

Willkommen in der Digitalisierung

Die Digitalisierung ist in vollem Gange und seit Jahren versucht der Journalismus sinnvolle und funktionierende Bezahlsysteme für ihre Onlineausgaben zu etablieren. Denn in Zeiten des Internets und der damit verbundenen freien Wahl der Ressourcen, ist kaum noch jemand bereit für Journalismus zu zahlen. Informationen sind frei zugänglich und wenn nicht, sucht man sich eine andere Quelle. 

Alleine das zeigt, der Journalismus ist, was die Digitalisierung angeht noch immer in den Kinderschuhen. Es zeigt aber auch, qualitativen Journalismus in adäquater Form online zu betreiben, ist eine Kunst die bislang nur wenige Medien beherrschen. 

Aber es gibt sie. Die Lichtblicke, die hoffen lassen. Insbesondere auf Instagram haben einige Medien sehr kreative Wege gefunden auch, ihre Inhalte zielgruppengerecht aufzuarbeiten und sich trotzdem treu zu bleiben.

Was macht Instagram Journalismus so erfolgreich

Für die einen ist es völlig neu, für die anderen ein alter Hut. Und genauso lässt sich auch darüber streiten, wie seriös Instagram Journalismus ist. Eines steht aber außer Frage: Instagram Journalismus ist erfolgreich. Es seien an dieser Stelle nur ein paar wenige Beispiele genannt, die diese Aussage eindrucksvoll unterstreichen: 

Deutsche Medien müssen sich im internationalen Vergleich nicht scheuen. Insbesondere die Süddeutsche Zeitung, die BILD und allen voran die Tageszeitung sind auf Instagram stark vertreten und werden bislang von vielen Konsumenten abonniert. 

Die Medien, die die Instagram gekonnt für sich nutzen, haben verstanden, was den Konsum über Instagram ausmacht: schmackhafter Content. Sie haben verstanden, wer die Zielgruppe auf Instagram ist und was diese sehen wollen, nämlich Snackable Content. Wir sprechen also davon, dass Informationen nicht wie üblich, in langen Artikeln verfasst werden, sondern dass diese auf das wesentliche reduziert werden. 

Instagram Journalismus richtet sich an eine wesentlich jüngere Zielgruppe als es der klassische Print tut. Daher ist es sinnvoll, dass auch viele der Instagram-Journalisten selber noch nicht so alt sind. Instagram-Journalismus versucht daher auf Augenhöhe zu kommunizieren. 

Ein weiterer Pluspunkt, der für den Erfolg von Instagram-Journalismus sorgt: Instagram ist kein One-Way-Medium. Kommunikation findet auf der Plattform immer in zwei Richtungen statt. Leser und Redakteure können sich also gleich über die Inhalte austauschen, kritisieren oder auch Lob aussprechen. Alles Dinge, die in dieser Form im klassischen Journalismus nicht stattfinden. 

[inlinetweet] Instagram Journalismus ist erfolgreich. – Lena Wingen #pressearbeit [/inlinetweet]

Nicht zu vergessen, sei aber auch, dass Instagram-Journalismus schlicht und ergreifend leicht zu konsumieren ist. Denn statt eine weitere Quelle öffnen zu müssen, lässt sich diese Art des Journalismus einfach in den Alltag integrieren. Nachrichten werden dort angezeigt, wo man bereits ist. Das ist praktisch und daher ein großer Faktor für den Erfolg des Journalismus über das soziale Netzwerk Instagram. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beispiele für guten Instagram Journalismus

Doch was macht die großen deutschen journalistischen Instagram-Accounts eigentlich aus? Betrachten wie die drei Beispiele: Süddeutsche Zeitung, BILD und Tagesschau und beleuchten deren positive Eigenschaften. 

Best Practice Beispiel 1: Süddeutsche Zeitung

Infobox: 6.640 Beiträge I 499.000 Abonnenten I 66 Abonniert I Engagement Rate: 0,35%

Welche Instagram Formate werden genutzt?
Die SZ nutzt den Feed, die Story und IGTVs. Die Feedbeiträge werden täglich genutzt. Meist werden zwischen einem und fünf Beiträgen pro Tag hochgeladen. Die Feedbeiträge bestehen jeweils aus einem Mix aus Bildmaterial, Grafik und Text. Es werden einzelne Beiträge und Carusel-Posts genutzt. Videos werden nicht für den Feed verwendet. Die Anzahl der Storys variiert. Wichtige Storys werden zudem als Highlight gespeichert. 

Welche Inhalte werden geteilt?

Die Beiträge, ganz gleich ob Feed, Story oder IGTV dienen als Teaser für einen weiterführenden Artikel. Die Inhalte sind bereits den Bildern oder Story zu entnehmen. Die Captions werden lediglich genutzt um weitere Informationen unterzubringen und den Link zum jeweiligen Artikel anzugeben. Dabei wird darauf geachtet, dass der Link möglichst einfach gestaltet wurde. Inhaltlich werden die tagesaktuellen Highlights vorgestellt, jedoch auch viele weitere Themen aus dem Ressorts Kultur, Sport oder dem Feuilleton. 

Fazit: Die SZ hat es auf Instagram geschafft, interessante Themen auf ein Minimum zu beschränken und Interessant zu machen. Sehr gelungen ist auch der aktive Zugang auf die Abonnenten durch das Einbeziehen durch Story-Sticker oder ähnliches. gelegentlich wird auf die Kritik oder Anmerkungen in den Kommentaren eingegangen. Insgesamt wirkt die SZ etwas jünger als wir es von der Zeitung gewohnt sind. Es wird mit Themen gespielt und das macht vielleicht den Reiz zum Folgen aus: Zwischen den “wichtigen” Themen gibt es auch immer mal wieder leichte Kost. 

Best Practice Beispiel 2: BILD Zeitung

Infobox: 10.700 Beiträge I 556.000 Abonnenten I 287 Abonniert I Engagement Rate: 0,84%

Welche Instagram Formate werden genutzt?

Die BILD nutzt alle von Instagram zur Verfügung gestellten Funktionen. In den Feed-Beiträgen zeigt sich ein vertrautes Bild. Denn die Beiträge sind so gestalltet, wie man es von der Zeitung kennt: Bunt und auffällig. So werden Bilder genutzt und diese mit der bekannten Schriftart der Zeitung versehen. Dadurch wirkt der Feed insgesamt zwar ziemlich wild, jedoch assoziiert man sofort beim Anblick eines einzelnen Beitrags die bekannte Tageszeitung. In der Story werden hauptsächliche Swip-up-Links zu einzelnen Artikeln bereitgestellt. Die Storys werden ebenfalls im Corporate Design gehalten. Story Highlights sucht man jedoch vergeblich. Denn diese Funktion wird nicht genutzt. Bei den IGTV zeigt sich jedoch ein etwas modernerer, aber ebenfalls einheitlicher Look. Hier gibt es feste Formate, wie die “Insights” oder “Jetzt reden Vier”. Reels stecken noch in den Kinderschuhen, wurden aber zum jetzigen Zeitpunkt bereits getestet. Die Shopfunktion wird ebenfalls genutzt. Besonders interessant und regelrecht hervorstechend ist aber, dass die Funktion “Markieren” frei genutzt werden kann, welches die Art der BILD – auch mit Kritik umzugehen – deutlich unterstreicht.

Welche Inhalte werden geteilt?

Die BILD zeigt auf Instagram das, was man von ihr erwartet: Klatsch und Tratsch. Dazwischen findet sich auch schon einmal die ein oder andere ernste Geschichte oder ein tierischer Artikel. Die BILD ist genauso bunt, wie wir sie auch vom Kiosk kennen. Auch die Ironie, der Spaß und ein Portion Bissigkeit sind klar spürbar. 

Fazit: Die BILD hat sich sich mit Instagram einen verlängerten Arm geschaffen und führt genau das weiter, was wir bereits kennen: Ein Format, dass seit Jahrzehnten funktioniert. 

Best Practice Beispiel 3: Tagesschau

Infobox: 959.600 Beiträge I 2,2 Millionen Abonnenten I 108 Abonniert I Engagement Rate: 1,54%

Welche Instagram Formate werden genutzt?

Die Tagesschau nutzt hauptsächlich die klassischen Formate: Feed, Story und teilweise IGTVs. Der Fokus liegt aber klar auf den Feed-Beiträgen. Diese werden zum Teil stündlich hochgeladen. So kommen zwischen 10 und 25 Beiträge pro Tag zusammen. Bei Feedbeiträgen wird zwischen klassischen Beiträgen, Carusels und Video-Beiträgen variiert. Die Beiträge enthalten in der Regel Bild plus Text. Videos werden mit Untertext versehen. 

Die Story wird ausschließlich mit Videos genutzt. Dieser werden in der Regel mit “Untertiteln” im Corporate Design der Tagesschau genutzt und haben ein “Reporter-Format”. IGTVs werden hauptsächlich mit einem festen Format genutzt, welches sich “tagesschau ERKLÄRT” nennt. Hier werden die unterschiedlichsten Dinge erklärt. Bei Bedarf werden IGTVs jedoch auch für wichtige Informationen, wie beispielsweise den Rückreise-Regelungen während der Corona-Pandemie genutzt. 

Welche Inhalte werden geteilt?

Die Tagesschau bietet auf Instagram einen Mix aus tagesaktuellen Themen aus den Bereichen Politik, Sport und Kultur an. Es werden vor allem Themen, die die breite Masse interessieren, angesprochen. Zum Beispiel werden regelmäßig “Corona-Updates” geteilt, die die neuesten Entwicklungen zeigen.

Fazit: Die Tagesschau hat verstanden, was Snackable Content ausmacht und bietet genau das! Die wichtigsten, aktuellen Entwicklungen und Themen in kurzen informativen Beiträgen.

[inlinetweet]Zudem ist auffällig, dass kaum ein Medium die Rückkopplung durch die aktiven Abonnenten wirklich nutzt, geschweige denn ausschöpft. – Lena Wingen #pressearbeit [/inlinetweet]

Gute Ansätze mit Potenzial nach oben

Instagram Journalismus ist ein Bereich, der wie die Best-Practice-Beispiele zeigen, bereits gut funktioniert. Dennoch ist Potenzial nach oben gegeben. So fordert beispielsweise Clare Devlin, selber Instagram-Journalistin für das Format Mädelsabende des WDR, dass Instagram Journalismus als gleichwertiger angesehen müsse. Zudem ist auffällig, dass kaum ein Medium die Rückkopplung durch die aktiven Abonnenten wirklich nutzt, geschweige denn ausschöpft. Hierdurch könnten jedoch wesentliche Unterschiede in der Interaktion erreicht werden, die Medien könnten wesentlich besser darauf eingehen, welche Theme die Leser wirklich interessieren und sich mit diesen austauschen. Journalismus würde so wesentlich interaktiver und moderner. Ein Schritt der unweigerlich folgen muss. Auch wenn klar ist, dass dies ein eigens Social Media Team für die Community-Betreuung voraussetzt. 

Alles in allem haben einige Medien verstanden, dass Instagram kein Feind sondern ein hilfreicher Freund ist. Neben sehr guten Ansätzen, die deutliche Früchte tragen, gilt es in Zukunft die DNA des sozialen Netzwerks weiter zu studieren und geschickt zu nutzen. 

 

 

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